Trösten tut gut!

Ende November 2015 haben wir Nayeli, ein Bretonenmädchen aus dem Tierschutz, adoptiert. Ca.  13 Monate alt war sie, als sie zu uns gekommen ist  -  im besten Junghundealter also! 

Sie ist ein kleines mutiges Hundemädchen, das in der Zeit, seit sie bei uns lebt, schon ganz schön viel gemeistert hat. Ihr Mut und ihre Neugier erstaunen mich täglich. Es ist absolut berührend zu beobachten, wie aus dem verschreckten und ängstlichen Hundekind mehr und mehr ein verspieltes, verschmustes und fröhliches Hundemädel wird.

Nayeli – auch Möttchen (=die kleine Motte) genannt – wird ab und an die Tastatur unter ihre Pfoten nehmen und im Blog aus ihrem Leben hier in der Schweiz berichten.

Möttchen berichtet

Am 1. August feiern die Menschen den Geburtstag der Schweiz. Das ist ja per se etwas Schönes – wenn es nur nicht mit solch einem Geknalle und Geböllere verbunden wäre! Das zumindest finden viele Hundekumpels von mir wie auch die Fell-, Feder- und Wollfreunde in Stall, Feld und Wald.

Foto: pixabay
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Für viele von uns sind diese Knallgeräusche nämlich Angstauslöser. Der Grund dafür ist, dass diese Geräusche sehr plötzlich und zugleich sehr heftig auftreten. Das löst bei uns Anspannung, Schreck, Angst, Panik und/oder Fluchtverhalten aus.

 

Jetzt scheint es ja nicht sehr realistisch zu sein, dass die Menschen auf dieses „Krach machen“ freiwillig verzichten. Ich glaube, für viele von ihnen ist das „feuerwerkeln“ etwa gleich selbstbelohnend wie für mich das Rabenvögel scheuchen!

Das bedeutet für uns Fellfreunde aber nicht anderes als: wir müssen da durch und den 1. August irgendwie überstehen.

Foto: pixabay
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Am besten geht das für uns mit Hilfe von euch, unseren Bezugspersonen!

Aber leider bekommen immer noch und immer wieder unsere Menschen von Fach- und anderen Personen gesagt, dass wir Hunde in stressenden Situationen nicht getröstet werden dürfen. Weil Trost nämlich die Angst verstärken würde!

 

Hm... dann lasst mich doch mal fragen, ob euch diese Situation bekannt vorkommt? Ihr fühlt euch nicht besonders gut, seid vielleicht ein bisschen melancholisch oder traurig oder einfach nicht so gut im Strumpf. Da legt euch euer Hund seinen Kopf auf den Schoss... oder leckt euch die Hand... oder lehnt sich einfach bizzi bei euch an... oder bringt sein Spieli... Das Hundekind versucht zu trösten! Trösten ist nämlich ein Verhalten, das auch wir Hunde kennen. In der Verhaltensbiologie sagt man dem auch soziopositives Verhalten (hat mir Esther grad zugeflüstert). Viele Tiere (inkl. Mensch) die in Gruppen leben, geben sich soziale Unterstützung in stressenden Situationen – sie trösten einander! Wenn jetzt aber Trösten tatsächlich Angst verstärken würde, hätte sich dieses Verhalten doch mit Garantie im Laufe der Evolution nicht erhalten können! Logisch? Oder?

Deshalb - und um es nochmals ganz deutlich zu sagen - ihr dürft uns trösten, wenn wir Angst haben! Tröstend ist für uns alles, was uns entspannt und uns hilft, unseren Stress zu reduzieren.

Foto: Brigitte Kreisl / www.brigittekreisl.ch
Foto: Brigitte Kreisl / www.brigittekreisl.ch
  • Bleibt also am 1. August oder an Silvester bitte bei uns Hundekindern und ignoriert uns nicht!
  • Ruhige Berührungen oder ruhiges Streicheln kann die Entspannung unterstützen – aber nur, wenn wir das auch wollen. Es gibt keine Zwangsentspannung, das funktioniert nämlich nicht!
  • Vielleicht möchte sich ein Hund an einen dunkeln, für sein Empfinden sicheren Ort zurück ziehen (ins Badezimmer, in die Badewanne, unter das Bett, unter die Treppe...). Mit einer Hundedecke kann der Ort bizzi kuschelig gemacht werden.
  • Musik oder TV helfen, das Geknalle ein wenig zu übertönen.
  • Geschlossene Roll- oder Fensterläden schliessen die Lichtblitze aus.
  • Wenn möglich führt uns vor dem grossen Geknalle nochmals nach draussen zum Versäubern. Bitte sichert uns immer mit der Leine!
  • Da bereits unter Tag oder am Tag davor mit dem Zünden von Feuerwerk begonnen wird, lasst uns bitte draussen nicht von der Leine. Gerät nämlich ein Kumpel in Panik, kann er kopflos flüchten!
  • In Panik sind wir auch fähig, uns aus dem Halsband oder dem Geschirr zu winden. Deshalb ist es wichtig, dass wir an solchen Tagen wie 1. August oder Silvester entweder doppelt gesichert werden, d.h. die Leine wird an Brustgeschirr und Halsband fixiert, oder wir mit einem Sicherheitsgeschirr geführt werden, um das Ausbüxen zu verhindern.
Mein Sicherheitsgeschirr und ich
Mein Sicherheitsgeschirr und ich

Und bitte, bitte reagiert weder unfreundlich noch ärgerlich auf einen Hundefreund in Angst. Denn das – und nicht das Trösten – verstärkt die Angst!

 

Wer auf das Zünden von Feuerwerk verzichtet, leistet einen sinnvollen Beitrag zum Tier- und Umweltschutz.

Wir Haus-, Nutz- und Wildtiere danken es!

 

Herzliches Wuff Wuff von

eurer Nayeli

Esther Hufschmid, Geschäfts- und Ausbildungsleiterin cumcane familiari; Leiterin Hundeschule Hundart Luzern


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Kommentare: 2
  • #1

    Helena Ellis (Mittwoch, 03 August 2016 08:50)

    Endlich! Im Moment werden uns machmal Dinge gesagt, die ich nicht nachvollziehen kann... Hab schon gesagt, dass, wenn der Hund keine Gefühle zeigen darf, ich eigenlich nur ein Bild von einem Hund aufhängen muss, um diesem ab und zu mal zu sagen: du bist ein Guter... brav so...hihihi

  • #2

    Esther (Mittwoch, 03 August 2016 13:25)

    Liebe Helena, genau so! ;-)