Soziales

Gestatten, Paul.

Es gibt gute Gründe, einen Spazierweg mit Bedacht zu wählen. Zum Beispiel, wenn man zwei Kleinkinder hat, denen man die bunte, spannende Welt in verträglicher Dosierung näherbringen will. Manchmal nützt aber auch die beste Vorbereitung nichts. Denn "unverhofft kommt oft". Und manchmal bleibt es auch.

Grosse weite Welt, wir kommen: Baileys und Flynn in Gassimontur                                                  Ein grosser Teil der grossen weiten Welt: Paul

Es war Zeit für etwas Neues, hatte ich beschlossen, Baileys und Flynn sollte einen neuen Spazierweg durchs Dorf kennenlernen. Der war vorab natürlich schon mal auf mögliche Reize hin geprüft und als tragbar für unsere Nervenkostüme befunden worden: Es gab unterwegs ein paar Pferde in sicherer Distanz, einen eingezäunten Hühnerhof und ein Bauernhaus mit einer Deutschen Dogge, die aber immer hinter dem Zaun war. Alles gut soweit, genau das richtige Mass an Abenteuer für kleine Hundegemüter. Also sind wir losgedackelt, hatten unterwegs einen netten Smalltalk mit dem Bauern und als wir an eine gut überschaubare Stelle kamen, durften die Jungs erst mal losflitzen. Später haben wir dann aus sicherer Entfernung diese riiiiiiesigen Pferde angeguckt und sind weiter Richtung Bauernhaus, das von der eingezäunten Dogge bewacht wurde. Nur, dass die Dogge sich offensichtlich entschieden hatte, die Welt mal von der anderen Seite des Zauns aus zu betrachten: der schwarze Riese stand mitten auf dem Weg.

Nunn denn, rufe ich also die Jungs zurück und ordne die Schleppis, nehm’ sie fest in die behandschuhte Hand und hoffe, dass das hündische Hochhaus den Weg freigibt. Tut es aber nicht. Das Doggentier mimt den Fels in der Brandung. Okay. Dann gehen wir halt querfeldein, damit wir nicht sein Hoheitsgebiet durchkreuzen müssen. Eine Entscheidung, mit der die Dogge aber offensichtlich so gar nicht einverstanden ist: In Riesensätzen kommt der Gigant auf uns zugaloppiert. Frontal, und dabei immer grösser und noch schwärzer werdend. Aber körpersprachlich sieht er eigentlich ganz nett aus. Deshalb wird die Strategie geändert - Einsatz für Agent Baileys, Auftrag: Starten einer Charmeoffensive. Kaum abgeleint hat er die Mission bereits erfüllt, Herr Dogge und Baileys drehen gemeinsam ein paar Rennrunden durchs Gras. Währenddessen versuche ich, mit dem nicht ganz so nervenstarken Flynn einen mehr oder weniger geordneten Rückzug, dieweil vom Bauernhaus her nach "Päuli" gerufen wird. Was Päuli mit solidem Desinteresse quittiert. Ich denk mir, okay, gehen wir einfach mal weiter, Paul wird sich sicher bald verabschieden. Es mag an der relativen Bedeutung des Wörtchens „bald“ gelegen haben, dass Paul 40 Minuten später immer noch bei uns ist. Aber nachdem Flynn seinen "Schnuller" bekommen hat, kann auch er mit dem Riesenkalb toben. Trotzdem möchten die Jungs den netten älteren Herrn dann doch nicht mit reinnehmen, als wir zu Hause ankommen. Also gehen die Jungs schon mal ins Haus, ich nehme Herrn Paul an die Leine, und dann telefonieren wir mal ins Unterdorf. Und schon kurze Zeit später wird Päuli von seinem Frauchen heimchauffiert. Er begleitet uns bisweilen heute noch auf unseren Dorfrunden. Weiss aber mittlerweile, wann er abbiegen muss.


Jessica mit Flynn und Baileys (Foto: Willem Bosboom)
Jessica mit Flynn und Baileys (Foto: Willem Bosboom)

Jessica Frieden, Hundetrainerin bei TeamMenschHund in Tägertschi (BE)

  • Meine Hunde heissen: Baileys und Flynn
  • Mein Motto im Umgang mit Hunden lautet "Der Weg ist das Ziel".
  • Der Film in dem meine Hunde die Hauptrollen spielen würden:
    "
    Der Schöne und das Biest"
  • Was ich an meinen Hunden besonders liebe: Bei Baileys seine Fähigkeit alles zu finden, was essbar ist, und bei Flynn das "Fischgesicht", das er macht wenn er schmusen möchte
  • Mein erster Hund war ein Havaneser namens Idefix.

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