Tierschutz

Bitte recht fröhlich!

Für den ersten Eindruck gibt es keine zweite Chance. Bleibend sollte er sein und das natürlich im positiven Sinn. Das gilt vor allem für Tierheimgäste. Es geht ja schliesslich um nichts weniger als ein Herz zu erobern und ein neues Zuhause zu finden. Eine amerikanische Fotografin fand, dass all diese wunderbaren Persönlichkeiten nicht nur eine zweite Chance verdient haben. Sondern erst einmal bessere Fotos.

Gestatten: Lady. Die Dame ist natürlich längst nicht mehr zu haben, wie auch alle anderen der hier gezeigten Vierbeiner.
Alle Bilder: Guinnevere Shuster (utahhumaine.org via boredpanda.com)

Guinnevere Shuster ist professionelle Fotografin und die Social-Media-Koordinatorin des Tierschutzbundes im US-amerikanischen Utah. Mit ihrem fotografischen Talent und ihren Kenntnissen im Umgang mit den Online-Medien hilft sie Tierheimhunden ein Zuhause zu finden, die gerne häufig übersehen werden. Abgesehen von der Qualität der Bilder, ist es vor allem die Ausstrahlung der Aufnahmen, die so ganz anders ist als die, wie sie für die Bilder der Tierheim-Vermittlungsseiten typisch ist. Ihre Bilder sollen die Persönlichkeit des Hundes ausserhalb ihres Kennels und ohne Gitterstäbe einfangen, frei von der Tristesse des Tierheimalltags, so die Idee. Dabei entstehen Bilder, die sich auf das Wesentliche konzentrieren: den einzelnen und einzigartigen Hund, mit dem potentielle Interessenten ihr Zuhause teilen würden. Dass Shuster ihre Bilder formal an die eines Passbildautomaten anlehnt, hat einen weiteren Vorteil: statt nur einer Momentaufnahme gibt es derer gleich vier. Und teilweise erinnert die Mimik der Hunde doch sehr an die Grimassen, die wir alle schon einmal vor der Linse eines Fotoautomaten geschnitten haben.

Diego hat eine steile Karriere hingelegt: Er hat es bis zum Coverboy des Kalenders "Shelter Dogs in a Photo Booth 2017" gebracht.

Für die Hunde sind die Fotosessions eine willkommene Abwechslung: „Es geht sehr locker zu, wir spielen miteinander, sie kassieren das Modelhonorar in Form von Keksen und wir haben beide Spass.“ Bei der Auswahl konzentriert sich Guinnevere Shuster auf die Hunde, denen der Tierheim-Alltag besonders Mühe bereitet oder die bei der Vermittlung noch etwas mehr Hilfe brauchen als andere – alte Hunde oder Vierbeiner, die Medikamente benötigen oder schwarze Hunde. Ihnen hat die Fotografin sogar ein eigenes Projekt gewidmet, aus der Erfahrung heraus, dass schwarzes Fell die Wartezeit im Heim verlängert.

Nicht nur in der Farbe ist dem Variantenreichtum keine Grenze gesetzt: Charlie präsentiert das Modell "Stehohren in Caramel".

Als Shuster 2014 mit dem Projekt begann, machten die besonderen Bilder der Tierheimschützlinge schnell die Runde durch die Medien, online und offline. Das brachte der Organisation eine Menge Aufmerksamkeit, und Shusters Models konnten bald ihre Körbchen in einem neuen Zuhause abstellen. Einen seriösen Vermittlungsprozess vorausgesetzt, ein wunderbarer Erfolg für alle Beteiligten, allen voran die Tierheimschützlinge. Und an neuen Modellen mangelt es Shuster ja leider nicht.

Mittlerweile hat sie ein Buch mit den Bildern und den Geschichten der Hunde veröffentlicht, im Juli diesen Jahres erscheint ein neuer Kalender mit neuem Cover-Modell, von beiden geht ein Teil des Verkaufserlöses an die Humane Society of Utah und die Best Friends Animal Society. Aber es gibt noch eine Neuigkeit: Die Fotografin teilt ihr Leben jetzt selbst mit ehemaligen Tierheimschützlingen. Irgendwie müssen es Tubs, Petunia und Grant (v.l.n.r.) geschafft haben, nicht nur einen ersten, sondern einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen.

Martina Monti


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