Beschäftigung

Der kleine "Arbeitsmarkt" für den Hund

Es muss nicht immer Mantrailing oder Dummytraining sein. Auch der Alltag bietet genügend Gelegenheiten, den Vierbeiner zu beschäftigen. Und manch einer entwickelt sich dabei zum unverzichtbaren Personal Assistant.

Foto: pixabay

 

Der durchschnittliche Familienhund ist nicht gerade burn-out gefährdet: etwa 20 Stunden des Tages werden verschlafen, verdöst und mit der Betrachtung des Lebens im Liegen verbracht. Dieses Modell, dessen Aufgabe es ist, dem Menschen Gesellschaft zu leisten, ist jedoch erst seit vergleichsweise kurzer Zeit Standard und war früher nur bei Adligen und wohlhabenden Bürgerinnen und Bürgern gefragt. Die Mehrheit der Vierbeiner verdiente sich ihr Futter, indem sie im Zusammenleben mit dem Menschen bestimmte Aufgaben übernommen hat. Als Jagdgehilfe, Wächter, Beschützer und Treiber von Viehherden oder auch als Zughund. Und natürlich sind derlei Spezialisten heute immer noch im Einsatz  und dürfen die in ihrer Rasse durch Zucht verstärkten Verhaltensweisen weiter ausleben. Aber sie sind in dem Masse zu einer Minderheit geworden, wie sich der menschliche Lebenserwerb in den letzten rund 150 Jahren verändert hat - Industrie und Dienstleistungsbranche kommen ganz gut ohne tierische Unterstützung zurecht.

 

Dafür spielen Hunde heute im Privatleben des Menschen eine grosse Rolle. Als Begleiter und Sozialpartner leben sie bei uns quasi in Dauerferien. Klingt im menschlichen Ohr erst mal gut, finden auf Arbeitsleistung gezüchtete Rassen aber nicht wirklich entspannend. Sie brauchen für ihre Lebensqualität eine regelmässige körperliche und geistige Auslastung durch Aktivitäten wie Agility, Mantrailing, Fährtenarbeit, Dummytraining und Zielobjektsuche. Fehlt die Beschäftigung, geht es auf die Dauer nicht nur den Hunden schlecht, sondern auch Möbeln, Schuhen und der Mensch-Hund-Beziehung. Die endet nicht selten damit, dass der Border Collie oder Jack Russell Terrier im Tierheim abgegeben wird, weil die über Hundebedürfnisse meist schlecht informierten Besitzer schlicht überfordert sind. Einen gewissen Anteil an derlei "unhappy endings" haben Kinogrosserfolge wie "Ein Schweinchen namens Babe" oder "Die Maske", in denen die caninen Co-Hauptdarsteller nicht nur schlau, süss, liebevoll und ausserdem der menschlichen Sprache mächtig sind, sondern auch keinerlei Betreuung erfordern. Fressen oder zum Tierarzt müssen sie auch nie.

 

Nun ist es aber nicht so, dass die vom FCI unter "Gesellschafts- und Begleithunde" zusammengefassten Rassenvertreter nicht beschäftigt sein wollen. Es muss für Bichon oder Pudel allerdings kein Mantrailing oder Dummytraining sein. Wohlgemerkt "muss nicht", kann es aber durchaus. Weniger ambitionierte oder auch körperlich nicht für sportlichen Höchstleistungen geeignete Exemplare (Mops!) finden jedoch in kleineren Herausforderungen ihre Erfüllung. Und davon bietet unser durchschnittlicher gemeinsamer Alltag jede Menge. Ein paar Beispiele gefällig? Die eigenen Spielsachen einsammeln und in eine Kiste legen. Vor der Gassitour Brustgeschirr und Leine bringen. Oder das Telefon, wenn es klingelt. Den Yoghurtbecher nach dem Ausschlabbern im Abfall entsorgen. Und so weiter.

 

Unser Alltag ist voll von Möglichkeiten, seinen Hund mit kleineren Aufgaben zu betrauen. Es lohnt sich, die zu entdecken, denn mit der Zusammenarbeit wächst die Bindung, der Verbeiner gewinnt an Selbstsicherheit, wir lernen ihn noch ein bisschen besser kennen und sind vielleicht auch das eine oder andere Mal überrascht, was so alles in ihm steckt. Eventuell sogar das Zeug zum persönlichen Shopping-Assistenten. Wie in diesem Video.

 

Übrigens ein schönes Beispiel dafür, wie unterschiedlich Arbeitseifer auch unter Hunden des selben Typs und Haushalts verteilt sein kann. Und wie sichtbar die Freude, einen wichtigen Job gemeinsam zu erledigen.

Martina Monti

 

Kommentar schreiben

Kommentare: 0