Wildhundpolitik

Basisdemokratie in Botswana

Bisher konnten wir mit Fug und recht davon ausgehen, dass die Demokratie eine Errungenschaft des Menschen ist.  Seit ein internationales Forscherteam fünf Windhundrudel in Botswana beobachtet hat, könnte man da ein wenig ins Grübeln kommen. Denn die entfernten afrikanischen Verwandten unserer Haushunde stimmen demokratisch ab, ob es zur Jagd geht. Per Niesen.

Foto: von Marc Schlumpf, www.icarus-design.ch, via Wikimedia Commons
Foto: von Marc Schlumpf, www.icarus-design.ch, via Wikimedia Commons

Was wir hier sehen, das ist die Landsgemeinde Glarus. In diesem Kanton und in Appenzell Innerrhoden wird heute noch diese althergebrachte und einfache Form der direkten Demokratie gepflegt, die dem frühgermanischen Thing oder der athenischen Volksversammlung ähnelt. Die Landsgemeinde stellt die höchste kantonale Instanz dar, an der alle stimm- und wahlberechtigten Bürger über Fragen z.B. der Verfassung, der Gesetzgebung oder des Budgets zu entscheiden. Frauen sind übrigens in Glarus seit 1972 und in Appenzell Innerrhoden seit 1990 stimmberechtigt. Abgestimmt wird entweder durch das Hochheben der Hand oder des Stimmrechtsausweises.

Durchaus vergleichbar stimmen afrikanische Wildhunde anscheinend darüber ab, ob sie auf die Jagd gehen. Ein vierköpfiges Team von Verhaltensforschern hat in Botswana fünf Rudel beobachtet, ursprünglich um das Markierungsverhalten zu erforschen. Dann erregte aber ein anderes Verhalten die Aufmerkamkeit der Wissenschaftler, das sie in ihrer Studie "Sneeze to leave: African wild dogs (Lycaon pictus) use variable quorum thresholds facilitated by sneezes in collective decisions" dokumentiert und interpretiert haben: In einer Art Ritual sollen sich die Mitglieder einer Gruppe durch einen niesähnlichen Laut gegenseitig ihre Zustimmung signalisieren, zur Jagd aufzubrechen.
Sind diese Wildhunde also canine Basisdemokraten? Nicht ganz. Ein hochrangiges Tier benötigte weitaus weniger Nieser als ein Individuum niederen Ranges. Wie heisst es doch in George Orwells "Farm der Tiere"? - „Alle Tiere sind gleich, aber manche sind gleicher.“

Martina Monti

Foto: pixabay
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