Unverzichtbar & ärgerlich (2)

Bettina Stemmer und Beatrice Matthys …

... auf welchen Gegenstand, welches Trainingstool, welches Ritual wollt ihr im Zusammenleben mit eurem Hund nicht mehr verzichten? Und wer oder was fordert eure Impulskontrolle heraus?

Bettina Stemmler, Hundetrainerin, dipl. tierpsychologische Beraterin I.E.T. (www.scotties.ch) und Gründerin der Initiative für gewaltfreies Hundetraining

" Da gibt es vieles – vom konditionierten Entspannungssignal über den Clicker bis zur Hundefaltbox. Besonders viel über den Wert dieser "Tools" gelernt habe ich durch Hitchcock, der wahrscheinlich in die Kategorie „hochsensibel“ gehört. Er ist ganz schnell auf 180, reagiert schnell und fein auf alle möglichen Reize, kann sich in Dinge reinsteigern und impulsiv reagieren. Dank viel Training und Management haben wir einen guten Weg gefunden und er ist ein im Hundesport sehr erfolgreicher Hund (wahrscheinlich gerade weil er so fein auf mich reagiert). Und im Alltag ist er mehrheitlich entspannt, bzw. er kann Situationen auch selbstständig positiv bewältigen. Noch nie hat er jemanden gebissen oder einen Kampf mit einem anderen Hund gehabt. Ich denke, bei einem 0815 Hundehalter wäre er wahrscheinlich verhaltensgestört geworden."

 

Man steht auf dem Platz und erklärt etwas ausführlich, nimmt sich Zeit, beantwortet alle Fragen, es scheint, dass die Kunden den Sinn eines anderen Umgangs mit ihrem Hund verstanden haben – und machen es dann doch wie gehabt. Wenn die Leute ehrlich motiviert sind und sich Mühe geben, habe ich auch eine ewige Geduld und erkläre es einfach noch ein oder zwei Mal. Wenn ich aber merke, dass sie trotz allen Bemühungen und Motivationsversuchen meinerseits kein Interesse und  keine Einsicht zeigen, etwas zu ändern, sich weiter zu entwickeln, dann finde ich das schon sehr schade. Vor allem für den Hund..."


Beatrice Matthys, Inhaberin/Ausbildungsleiterin Helferhund, mit Eros und Django

"Da gibt es ganz viele Rituale, welche unser gemeinsames Leben bereichern – das Gutenachtsagen, das Leckerliwerfen im Garten vor dem letzten Pipi-machen, das verbale Spiel vor dem Fressen zubereiten… ich könnte ganz viele, auch kleine Rituale aufzählen, die mein Leben verschönern und dem Leben meiner Hunde eine Struktur geben, eine Sicherheit im Alltag und voraussehbare gemeinsame Aktionen.

Eines der wichtigsten ist das "Ritual Schuh" – wenn ich meine Turnschuhe anziehe, ist klar, es geht nach draussen. Wenn ich andere Schuhe anziehe, dann müssen meine Hunde das Haus hüten und mich zur Arbeit gehen lassen. Da tauchen sie erst gar nicht in der Garderobe auf.

Katzen sind für beide Hunde der absolute Top-Aufreger, gefolgt von den die Kühen, welche zeitweilig angrenzend an den Garten grasen und dabei interessiert zu uns rübergaffen. Bei Django kommen noch andere Hunde dazu, die sind für ihn eher schwierig – aber ihnen weichen wir schon sehr geschickt aus. Und was meine Aufreger betrifft, für mich als "Trainerin inkognito" sind das die Leute, die bei Begegnungen immer sofort genau wissen, was für ihren und meinen Hund gerade das absolut Richtige wäre. Ohne dass sie dabei die Körpersprache ihres Hundes berücksichtigen, vermutlich, weil sie die gar nicht lesen können. Auf solche Begegnungen würde ich liebend gerne verzichten, wenn dies im Alltag möglich wäre…"


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